“Micro Living” für Makro-Brieftaschen

„Microliving“ für Makro-Brieftaschen

Der Ausverkauf der Stadt geht weiter

Braunschweiger Str. 21. Der Edeka ist abgerissen. Die vor kurzem wieder eingezäunte Brachfläche soll bebaut werden. Nicht mit bezahlbarem Wohnraum für Menschen mit wenig oder keinem Einkommen, sondern mit exklusiven Eigentumswohnungen. „Microliving Neukölln“ nennt sich dieser Renditetraum.

Ein Investor möchte 149 „Microappartments als Kapitalanlage. Ideal für Privatanleger“ errichten. Ab 6.000,00 € / m² bzw. 170.000 € bei 28 qm. Die Makleragentur Nagel Properties nennt das „bezahlbar“ – und hat Recht, was ihr anvisiertes Kund*innensegment betrifft. Etliche Wohnungen sollen bereits reserviert oder verkauft sein, viele gingen offenbar en bloc an einen oder mehrere Großkund*innen. Die Angaben zur Bezugsfertigkeit sind unterschiedlich: 4. Quartal 2020 oder auch 3. Quartal 2021.

Diese zum Teil sehr kleinen und hochwertig ausgestatteten Wohnungen sollen – meist für eine begrenzte Zeit – an pendelnde flexibilisierte Angestellte, Geschäftsleute und an Studierende mit finanzstarkem elterlichem Hintergrund vermietet werden. Auch IT-Fachkräfte jener Click-Ökonomie, für die an der Karl-Marx-Straße aktuell kräftig an Sharing-Spaces gebaut wird, dürften zu den zukünftigen Mieter*innen zählen.

Solcherart Kleinst-Wohnungen werden angesicht weiter steigender spekulativer Bodenpreise derzeit als das vielversprechendste Renditemodell beworben. Auch an vielen anderen Orten der Stadt wird derart investiert.

Was zählt sind nicht die Bedürfnisse der Menschen, unsere Bedürfnisse hier vor Ort, zum Beispiel wohnen bleiben zu können, sondern einzig der Profit. Deshalb soll hier dieses Spekulationsobjekt zur Bereicherung Weniger entstehen, das die Verdrängung weiter befeuert, und zum Beispiel kein kleiner Park für Anwohnende, keine sozialen dauerhaften und selbstverwalteten Wohnungen.

Von einer Politik, in deren DNA das Dogma der Geldvermehrung, des gnadenlosen Wettbewerbs und des Privateigentums (an Produktionsmitteln und Immobilien) grundlegend verankert ist, können wir nichts erwarten. Ihre Geschäftsgrundlage ist das, was unsere Mieten steigen lässt, was Zwangsräumungen zulässt, was gewachsene Kiezstrukturen zerstört – genereller gesprochen: was uns und unser Leben beschädigt, was unser Leben enteignet.

Es braucht also weiter den Druck der Straße, der Arbeit der Basisorganisationen und Initiativen hier und den anderen Stadtteilen. Bauen wir die solidarischen Stadtstrukturen von unten auf, organisieren wir das gesellschaftliche Gemeingut!

Liebig34, Syndikat, Potse, G17, R94, Meuterei bleiben!

Für ein rebellisches Rixdorf!

Nehmen wir uns die Stadt!

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