Die Stadt den Menschen, nicht dem Profit!

Flugblatt zur aktuellen Recherche vom 28.08.2019

Bereits seit Ende April diesen Jahres haben Nachbar*innen die Brachfläche an der Braunschweiger Str. 21 Stück für Stück in einen sozialen Treffpunkt und Nachbarschaftsgarten umgewandelt und die Intitiative DaWoEdekaMaWa gegründet. Mit dieser konkreten wie gebrauchswertigen Aneignungen stellten sie sich gegen das Neubauprojekt „Micro-Living“. Dieses sieht vor 149 hochwertig möbilierte Ein- bis Dreiraum-Eigentumswohnungen zu errichten, was die Nachbarschaft weiter aufwertet und die Mieten weiter steigen lässt.

“Microliving” für Makro-Brieftaschen

Ende Juni ließ der Eigentümer den Nachbarschaftssgarten unter Einsatz von Polizeigewalt räumen und das Gelände umzäunen. Unzählige Beete, diverse Bauten, Wassertonnen, Gerätschaften, die Arbeit von mehreren Wochen wurde zerstört. Doch unsere Wut und unser Widerstand bleiben! Und dieser richtet sich gegen eine nach wie vor neoliberal ausgerichtete Stadtentwicklung, in der fast ausschließlich teure Miet- oder Eigentumswohnungen im Neubau errichtet werden. Bezahlbare Wohnungen für ärmere Menschen sind kaum vorgesehen.

Beispiel „Microliving“: Die Kaufpreise der Wohnungen beginnen ab 6.000,00 € /m² bzw. 170.000 € bei 28 qm. Solcherart Kleinstwohnungen werden angesichts weiter steigender spekulativer Bodenpreise derzeit als das vielversprechendste Renditemodell beworben. Es sieht vor, die Wohnungen kurzzeitig an Facharbeitskräfte, zum Beispiel der Tech- und Start-up-Ökonomie und an Studierende aus betuchtem Elternhaus zu vermieten. Auch an vielen anderen Orten der Stadt wird derart investiert. Für „Micro-Living“ wird in einem Finanzierungsprospekt ein Mietpreis von knapp unter 20,00 €/qm empfohlen.

560 %  Wertsteigerung innerhalb von vier Jahren

Eigentümerin der Fläche ist die Myn 3. Vermögensverwaltung GmbH mit Siegfried Nehls als Geschäftsführer. Sie gehört zu einem weit verzweigten Firmennetz der SANUS AG, mit ebenfalls Siegfried Nehls als Gründer und Vorstandsmitglied. 2013 wurde das Grundstück der Braunschweigerstrasse 21 für 1,625 Mio. € von der luxemburgischen Property Trust Berlin 1 Sarl, einer Investmentfirma der Versicherungsgesellschaft AXA, an die Sedlmayr Investa Immobilien GmbH verkauft. 2017 erwarb es dann die Myn 3. Vermögensverwaltung GmbH für 9,1 Millionen €. Das entspricht einer irrwitzigen Wertsteigerung von 560 % innerhalb von vier Jahren.

Registriert ist die Eigentümergesellschaft im inzwischen berüchtigten Gewerbesteuerparadies Zossen in der Baruther Str. 20/21. Auch DaWoEdekaMaWa war gemeinsam mit Unterstützer*innen der von Räumung bedrohten Kiezkneipe Meuterei vor Ort. Die SANUS AG ist vor allem im hochpreisigen Neubausegment tätig. So hat sie auch das vielfach kritisierte Luxus-Neubau-Projekt in der Rigaer Straße 18/19 fertiggestellt. Ebenfalls Aufsehen erweckte ihr Erwerb der Köpi, einem linken Hausprojekt in der Köpenicker Straße. Und die Käufer von Neubauwohnungen in der Torstraße 224/228 stehen vor dem Verlust ihres Investments – die Baustelle steht still und die ausführende Firma mutmaßlich kurz vor der Insolvenz. In diesem wie in weiteren Fällen soll sich die SANUS AG auf Kosten von 900 Kleinanleger*innen eines Immobilienfonds bereichert haben. Außerdem taucht Nehls persönlich immer wieder in den Schlagzeilen auf. Seit August 2015 soll er wegen Urkundenfälschung und dem Missbrauch von Titeln vor Gericht angeklagt sein.

Unsere existenziellen Grundbedürfnisse nach sicherem und bezahlbarem Wohnraum dürfen nicht weiter Spielball von Eigentums- und Verwertungsinteressen sein! Es braucht weiter den Druck der Straße, die Arbeit der Basisorganisationen und Initiativen hier und den anderen Stadtteilen. Bauen wir die solidarischen Stadtstrukturen von unten auf, organisieren wir das gesellschaftliche Gemeingut!

DaWoEdekaMaWa

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